STIL/LEBEN: JASMIN KHEZRI

Das Gerücht, daß der, die, das Deutsche keinen Stil hätte, hält sich ja seit Jahrzehnten hartnäckig... Und wenn man so manchen Blick auf deutsche Straßen wirft, könnte an der Aussage mehr wahr sein, als uns lieb ist. Da aber nicht alle Ausnahmen die Regeln bestätigen und man aus Erfahrung lernt, starten wir heute eine neue Rubrik im HAUS: STIL/LEBEN. Hier werden wir in Zukunft Menschen vorstellen und porträtieren, die STIL in Deutschland groß schreiben.

Jasmin Khezri Irmas World Fashionblogger Influencer Fashion
JASMIN KHEZRI

Wir starten mit einer unserer liebsten Stilikonen, JASMIN KHEZRI. Die in München lebende deutsch-persische Künstlerin, Illustratorin und Autorin hat ein Händchen für guten Geschmack. Sie war/ist Art- und Kreativdirektorin internationaler Magazine und Unternehmen, u.a. beim legendären Jugendmagazin Jetzt der Süddeutschen Zeitung oder der Marie Claire. Seit 2002 illustriert und schreibt sie unter dem Künstlernamen IRMA. Ihre Themen: Mode, Lifestyle, Travel und Beauty. Ihre Tipps und Kolumnen werden auf der ganzen Welt gelesen, ihre Kunstfigur IRMA ist ein internationaler Trendsetter. Kooperationen mit renommierten Partnern der Mode- und Beauty-Branche machen IRMA und damit JASMIN KHEZRI seit mehr als zehn Jahren zu einer weltweit bekannten Marke.

 

 

HG: Was bedeutet für Dich 'guter Stil'?

 

JK: Stilvoll ist, wenn etwas außergewöhnlich aussieht, passend für den Anlass und für die Person, wenn man aber darüber hinaus noch ein weiteres mal hinschauen muß, weil man etwas entdeckt hat, das überraschend gut ist. Es muss, bzw. darf auch nicht unbedingt immer neu sein, aber eben besonders.


HG: Lässt sich über Geschmack streiten?

 

JK: Ich streite mich generell nur ungern, besonders über Geschmacksfragen. Es gibt an sich keinen guten oder schlechten Geschmack. Nur unpassend kann er sein. Guter Geschmack ist für mich, wenn alles miteinander harmoniert und doch nicht langweilig ist. Die Ausrichtung ist dabei gleichgültig, das ist eben dann der persönliche Geschmack und der hat immer seine Berechtigung.


Klassisch, manchmal artsy, vintage, von überall her, farbig und meistens sehr schnell zusammengemixt, so beschreibt JASMIN KHEZRI ihren eigenen Stil.


HG: Gibt es einen deutschen Stil?

 

JK: Ja, da denke ich an Dieter Rams, an die frühe Jil Sander oder an das Bauhaus. An präzise Formen, Sachlichkeit, Coolness. Der Stil wird besonders gut, wenn man Ihn mixt, sonst kann es leicht zu ernsthaft wirken. Und das ist Mode für mich überhaupt nicht.

 

 

HG: Was war Dein frühestes Aha-Erlebnis im Bezug auf Ästhetik?

 

JK: Das Atelierhaus meiner Großmutter. Sie war mit dem Bildhauer Carl Vilz (@carlvilz_sculpture) verheiratet, hat schon immer besondere Objekte gesammelt und bei Nina Ricci in Paris eingekauft. Sie trug nur klassische Kostüme und irgendwie wirkte das immer sehr kontrastreich zu der künstlerischen Einrichtung des Atelierhaus in der Golzheimer Siedlung am Rhein in Düsseldorf.


Skulptur von CARL VILZ
Skulptur von CARL VILZ
Korb aus KHEZRIS eigener Kollektion
Korb aus KHEZRIS eigener Kollektion
Gemälde von ALEX KATZ
Gemälde von ALEX KATZ

HG: Kann man Stil lernen? Hast Du Regeln? Stil-Tipps?

 

JK: Ich denke schon: Proportionen und Formen studieren, kunstbeflissen sein, den menschlichen Körper und Architektur betrachten. Das Auge immer wieder Neues entdecken lassen. Neugierde gibt Leichtigkeit und dies ist meiner Meinung nach sehr wichtig, um stilsicher zu sein.

 

 

HG: Was sind Deine Lieblingsstücke – Wohnung, Schmuck oder Garderobe?

 

JK: Meine alte Baignoire-Uhr von Cartier. Die Skulpturen meines Großvaters in unserer Münchner Wohnung, mein Bild von Alex Katz, das ich zur Geburt meiner Zwillinge, Greta und Eliot geschenkt bekommen habe und meine vielen Bücher, die ich seit Jahren gesammelt habe. Ja, und ein paar Vintage-Kleider.

HG: Wann und wie hast Du gemerkt, dass Du mit Deinem Auge Geld verdienen kannst?

 

JK: Mir blieb nichts anderes übrig. Das kann ich nun mal. Das mache ich gerne. Es ist keine Arbeit für mich, sondern oftmals Kunst. Zumindest versuche ich in jedem Projekt etwas Künstlerisches zu sehen. Ich habe gar nicht drüber nachgedacht, sondern 2007, als sich die Magazin-Welt anfing zu verändern, einfach mein digitales Magazin irmasworld.com gegründet. Damals war das noch sehr neu, aber es war eine Lücke und ich war mit unter den Ersten, die digital ein Magazin mit internationalen Themen produzierte. Keinen Blog, sondern Reportagen, Interviews, Features, die heute von einem internationalen Team von verschiedenen Orten auf der Welt geschrieben werden.

Illustrationen von IRMA
Illustrationen von IRMA

HG: Hast Du Vorbilder? Von wem können wir noch etwas lernen?

 

JK: Ich lese viele Kunst-Biographien und lerne vom Lesen. Meine Tochter Greta ist mein Vorbild für eine junge Generation und meine Mutter für die Generation vor mir. Nicht, dass ich sie nur als Vorbild nehme, ich erkenne auch Muster, die ich z.B. nicht übernehmen möchte. Die meisten Blogger finde ich eher langweilig, da sie sich gegenseitig imitieren, jeden Trend adaptieren– ohne wirklich einen eigenen Stil zu haben. Sie machen schöne Dinge belanglos, wie z. B. die Mules von Bottega Veneta. Will man die jetzt noch tragen?

 

 

HG: Gibt es einen Bereich in Deinem Sein, wo Du Dich gehen lässt?

 

JK: Ja, wenn ich schwimme. Ich liebe es zu schwimmen, vergesse alles um mich herum. Meine Gedanken bekommen dann einen freien Lauf. Ich gehe drei mal die Woche in München schwimmen und im Sommer so oft ich kann im See. Oder in der Isar.


Ihr unfehlbarer Geschmack lässt die Illustratorin und Kreativdirektorin zu einer begehrten Kooperationspartnerin zahlreicher Luxusfirmen werden.

"Das Auge immer wieder Neues entdecken lassen. Neugierde gibt Leichtigkeit."

JASMIN KHEZRI


Alle Fotos © Jasmin Khezri / irmasworld.com