Was Sie schon immer über Schmuck wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten, finden Sie nun in einem neuen Buch aus dem Callway-Verlag: WIR LIEBEN SCHMUCK von der Berliner Autorin MIRA WIESINGER. Das schmucke Kompendium bringt dem Leser die große weite Welt der Perlen, Edelsteine, Creolen, Medaillons und anderer Schmuckstücke näher. Und das ist dabei wörtlich zu nehmen, denn die Schmuck-Bibel enthält wirklich alles: das gesammelte Wissen zu den verschiedensten Materialien, Designs, Steinen und Schmuck-/Uhren-Klassiker; Geschichten über sagenumwobene Steine wie den Hope-Diamanten und ausgefeilte Styling- und Pflegetipps für jedermann und jede Gelegenheit. Umfassende Informationen zu großen und kleinen Onlineshops, Designern, Schmuckherstellern und Newcomern werden mitgeliefert. Farbenprächtige Illustrationen der Autorin sowie erstklassige Fotos von Marlene Sørensen veranschaulichen die zahlreichen Informationen. Damit noch nicht genug: MIRA WIESINGER wirft auch einen Blick in die privaten Schmuckkästchen von 21 besonders faszinierenden Frauen, wie Schönheitsmedizinerin DR. BARBARA STURM, Unternehmerin ANITA TILLMANN oder der Redaktionsleiterin des SALON Magazins, ANNE PETERSEN.
Und weil HAUS GLANZ Schmuck liebt, hat sich SHARON BERKAL mit MIRA WIESINGER zu einem Interview getroffen.
Sharon Berkal: Was für unterschiedliche Schmuck-Typen hast Du auf Deiner Reise zu diesem Buch in Deutschland gefunden?
Mira Wiesinger: In Deutschland trifft man immer noch sehr viele konservative Frauen- bzw. Schmuck-Typen. Ich nenne dies gerne den „klassischen Look“. Auch oft zu finden ist der „sportliche Look“. Da muss Schmuck erst einmal praktisch sein. Dann gibt es noch Typ „Hippie“, mit langen, bunten Ketten und den „künstlerischen Typ – die Frau, die über ihren Schmuck gerne ein Gespräch eröffnet. Den „dramatischen Typ“, den man sich immer so toll vorstellt, die Frau, die mit großen Ohrringen in die Oper geht, den gibt es leider fast gar nicht.
Sharon Berkal: Wie definierst Du den „klassischen Typ“?
Mira Wiesinger: Der „klassische Typ“ trägt gerne Schmuck-Sets, also den Ring passend zu Kette und Ohrringen. Oder sie trägt Perlen, wie man es gerne bei Jura- und BWL-Studentin findet. Wie gesagt, viele tragen oft vor allem praktischen Schmuck. Viele Frauen sagen, daß sie ihren Schmuck nicht spüren wollen. Er soll bequem sein.
Sharon Berkal: Aber „praktisch und „bequem“ widerspricht sich doch mit dem Konzept „Schmuck“? Schmuck ist ja immer ein "nicht notwendiges Extra".
Mira Wiesinger: Dazu kann ich nur zu sagen, daß Vivienne Westwood, die ja auch unterrichtet, ihren Studenten als erste Lektion immer sagt: „Fashion has nothing to do with comfort.“ Wir müssten mit Schmuck alle experimentierfreudiger sein. Nicht alles, was praktisch und bequem ist, sollte automatisch das Mittel der Wahl sein.
Sharon Berkal: Welchen Stellenwert hat der Schmuck für deutsche Frauen? Ist Dir da ein Wandel aufgefallen?
Mira Wiesinger: Ja, mir ist etwas aufgefallen. Gerade mit unserem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit, merken immer mehr und mehr Frauen: „Mensch, der Modezyklus, der ist so schnell geworden, ich komme da eigentlich kaum mehr hinterher. Vielleicht gehe ich lieber in den Hard-Luxury-Bereich und kaufe mir nicht ständig eine neue Handtasche. An einer Handtasche verliere ich sowieso so schnell die Lust, aber ein Schmuckstück, das kann ich im Idealfall weitervererben.“ (Anmerkung der Redaktion: Uhren und Schmuck nennt man „hard luxury“.) Schmuck hat einfach einen Materialwert, den dir niemand nehmen kann. Gold und Steine werden immer einen gewissen Wert haben. Wenn es hart auf hart kommt, kann man es auch wieder verkaufen. Oder man läßt es einschmelzen und macht etwas Neues daraus.
Sharon Berkal: Absolut.
Mira Wiesinger: Ich glaube, daß diese Haltung mehr und mehr wächst . Die Industrie und der Markt haben darauf schon reagiert. Man muss nur beobachten wie die großen Luxus-Online-Shops, Mytheresa oder Net-A-Porter, ihren Echtschmuck-Bereich ausgebaut haben. Ihr setzt ja im HAUS GLANZ auch stark auf hochwertigen Schmuck, der Bestand hat.
Sharon Berkal: Ich habe aber aktuell das Gefühl, dass sich die deutsche Frau, im Gegensatz zum internationalen Markt, noch etwas schwer tut, für tausende Euro online Schmuck zu kaufen.
Mira Wiesinger: Das ist tatsächlich leider so! Wenn man zum Beispiel nach Amerika guckt: Da ist es Gang und Gebe, hochwertigen Schmuck online zu kaufen. Die amerikanische Frau hat im Vergleich zur deutschen Frau auch ein ganz starkes Belohnungssystem sich selbst gegenüber etabliert. Wenn sie einen Meilenstein erreicht hat, belohnt sie sich selbst. Sie gönnt sich etwas. Wir Frauen sollten dies einfach tun! Ich habe mir zur Geburt meiner ersten Tochter einen kleinen Diamantring gekauft – ich wollte diesen Moment für mich in einem Schmuckstück konservieren. Mein Mann hat mir – ganz toll – ein Auto geschenkt. Aber ich wusste: So wie ich fahre und einparke, ist das Ding früher oder später kaputt. Meinen kleinen Diamantring, den kann mir keiner nehmen und irgendwann gebe ich ihn an meine Tochter weiter und erzähle ihr die Geschichte dazu. Das ist ein wichtiger Punkt: Mit Schmuck verbinden wir meist eine Geschichte. Mehr als mit Mode, Handtaschen und Schuhen.
Sharon Berkal: Was sagst Du zu Modeschmuck? Da hat sich ja in den letzten Jahren sehr viel getan. Es gibt sehr viele neue Labels mit zum Teil sehr guter Qualität.
Mira Wiesinger: Modeschmuck hat einen ganz wichtigen Stellenwert, weil man damit viel mehr experimentieren kann. Ich persönlich verliere daran schneller die Lust, weil ich Qualität sehr schätze, aber er hat seine Berechtigung. Es ist auch eine Spielwiese für Designer. Die probieren sich erst einmal mit Modeschmuck aus und wenn sich etwas etabliert, kann man es in echt herstellen. Echtschmuck orientiert sich oft am Modeschmuck. Man kann daran austesten, was funktioniert. Und das kann man ja auch für sich selbst nutzen. Ich kann mir vielleicht erstmal einen Modeschmuck kaufen und sehen: Trage ich das wirklich? Steht mir das? Kriege ich vielleicht ein Kompliment dafür? Ist das meine Farbe? Und wenn ich dann merke, ja, das ist ein richtig tolles Teil, dann kann ich mir das vielleicht irgendwann in echt kaufen.
Sharon Berkal: Einen Top-Tipp in Sachen Schmuckpflege?
Mira Wiesinger: Gerade bei vergoldetem Schmuck gilt: Beim Schwimmen, Hände Waschen, Putzen und Duschen, Schmuck abnehmen. Unter dem Gold sind andere Metalle und diese reagieren mit den Putzmitteln und dem Chlor.
Sharon Berkal: Und was für Frauen finden wir in Deinem Buch?
Mira Wiesinger: Für mein Buch habe ich mir sehr unterschiedliche facettenreiche Frauen ausgesucht. Also bewusst keinen klassische Typ, denn ich
will die Frauen ermutigen, sich Dinge zu trauen. Ganz toll ist zum Beispiel die Modedesignerin Rianna Kounou des wunderschönen Labels „Rianna + Nina“. Sie ist eine sehr sehr weibliche Frau, sagt
mir aber: „Nur, weil ich eine dicke große Frau bin, muss ich mich nicht immer nur mit dicken, großen Ketten behängen. Warum kann ich nicht auch etwas Filigranes tragen?“ Warum muss eine kleine
zierliche Frau immer zierlichen Schmuck tragen? Ist doch Quatsch. Wir können alle das tragen, was uns gefällt. Das ist das Wichtigste. Und wenn man das mit einem gewissen Selbstbewusstsein tut,
dann sieht alles toll aus!
Sharon Berkal: Es gibt sehr viel Hintergrundwissen zum Thema Schmuck im Buch. Warum?
Mira Wiesinger: Ja, die Materialkunde im Buch ist gewollt sehr umfangreich. Es ist wichtig, dass Frauen sich Wissen aneignen und sich nicht vom Juwelier irgendwas erzählen lassen. Mit dem Wissen aus unserem Buch kann man genau sehen, was man kauft. Man kann sich zum Beispiel die Einschüsse unter der Lupe zeigen lassen und sieht selbst, was für ein Stein einem vorliegt. So kann man sich auch besser mit den Preisen anfreunden.
Sharon Berkal: Wir wissen ja auch, manchmal zahlt man mehr für den Namen als die Qualität.
Mira Wiesinger: Eben. Ganz genau. Und das muss man ja nicht unbedingt tun. Wenn man sich ein bisschen mit den Materialien auskennt, muss man nicht nur den großen Namen vertrauen. Dann kann man seinem eigenen Geschmack mehr vertrauen!
Sharon Berkal: Die letzte Frage, was steht auf deiner persönlichen Wish-List? (Es gab natürlich noch viel mehr Fragen und spannende Antworten, aber online, so heißt es ja, soll alles kurz und knapp sein... )
Mira Wiesinger: Ein Kreuz. Obwohl ich nicht religiös bin. Ganz und gar nicht. Aber ich finde, das Kreuz ist eine ganz starke Form, klassisch und für immer tragbar. Das kann ich auch gut an meine Tochter vererben.
Sharon Berkal: Vielen Dank für das Interview!
Illustration von MIRA WIESINGER.
Zur Autorin:
MIRA WIESINGER, Jahrgang 1983, plädiert für mehr Schmuck im Alltag und für mehr Spaß an der Sache. Ihre Worte hat sie zehn Jahre lang den Publikationen „ICON“, „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“ geliehen sowie unterschiedlichsten Magazinen und Marken aus dem Luxussegment. Sie lebt, arbeitet und sucht nach Schätzen aller Art in Berlin. Dort hat sie auch ihr erstes Buch, WIR LIEBEN SCHMUCK, verfasst. Sie möchten mehr von MIRA WIESINGER lesen? Dann besuchen Sie sie auf ihrem Blog dailydiamonds.co.