PUNKT, PUNKT, KOMMA, PINSELSTRICH...

... Wie die Münchner Künstlerin NINA LANG das gemalte Porträt wiederbelebt.

Fotocredit: Nadja Tadjali
Fotocredit: Nadja Tadjali

 

Nina Lang steht in ihrem Atelier in Schwabing und lacht herzlich. Vor ihr liegt das fast fertige Porträt eines kleinen Mädchens mit ihrer Katze. Noch ein paar Schatten hier, ein wenig Licht dort, dann ist das kleine Kunstwerk fertig, rechtzeitig zum Geburtstag der Oma. Sie soll damit überrascht werden. Man kann jetzt schon ahnen, dass die Freude groß sein wird. Die geliebte Enkelin in leuchtenden Ölfarben. Mehr Emotion geht nicht.

 

Nina Lang legt den Pinsel weg und zeigt uns einige ihrer letzten Arbeiten: Hunde, Tiere, Familienmomente und zwischendrin auch mal das Porträt eines Wohnzimmers. So unterschiedlich die Motive auch sind, sie strahlen alle die gute Laune und Eklektik der Künstlerin aus. Seit 2017 malt die Kreativdirektorin und ehemalige Chefredakteurin eines deutschen Designmagazins mit Öl. Zuerst Stillleben mit Blumen und Obst, seit 2021 auch Porträts. Mit ihrer farbbesprenkelten Schürze und ihrem Atelier in der Viktoriastraße führt sie die Tradition des bekannten Münchner Künstlerviertels weiter.

PORTRÄTS IM WANDEL DER ZEIT.

 

Schon Größen wie Paul Klee oder Gabriele Münter widmeten sich hier der Porträtmalerei, deren faszinierende Geschichte bis in die Antike zurückreicht. Im alten Ägypten, Griechenland und in Rom wurden Porträts genutzt, um Macht, Status und Göttlichkeit darzustellen. Nach einer Konzentration auf religiöse Motive im Mittelalter, erlebte die Porträtmalerei vor allem mit der Renaissance wieder einen Aufschwung. Künstler wie Leonardo da Vinci, der das wohl bekannteste Porträt der Welt malte, und Jan van Eyck schufen realistische und individuelle Darstellungen, die das Selbstbewusstsein des Menschen und seine Persönlichkeit in den Vordergrund stellten.

 

Im Barock wurde die Porträtmalerei dann noch opulenter und dynamischer, mit Meistern wie Rembrandt und Velázquez, die Licht und Schatten wie niemand zuvor nutzten. Bessere Maltechniken führten zu immer realistischeren Ergebnissen und so wollten nun nicht nur Herrscher und Adelige abgebildet werden, sondern auch reiche Kaufleute oder Gelehrte mit ihren Familien. In den kulturellen Zentren entstanden ganze Mal-Werkstätten unter prominenter Leitung; die Porträtmalerei wurde zum “Big Business”. Im 18. und 19. Jahrhundert spiegelten Porträts zunehmend gesellschaftliche Entwicklungen wider: von den eleganten Darstellungen des Rokoko bis hin zu den psychologisch tiefgehenden Werken der Romantik.

 

Mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert verlor die Porträtmalerei nach und nach ihren primären Zweck als Dokumentation. Natürlich blieb sie als künstlerische Ausdrucksform relevant, aber die gemeine Familie verewigte sich inzwischen millionenfach auf Zelluloid und Pixel.

 

Auch Nina Lang arbeitet mit digital festgehaltenen Momenten – als Vorlage für ihre gemalten Porträts. Die “klassische Sitzung” ist inzwischen die Ausnahme.

ICH LIEBE AN MEINER ARBEIT, DASS ICH GENAU HINSCHAUEN MUSS.

Fotocredit: Gert Schuetller
Fotocredit: Gert Schuetller

 

HAUS GLANZ: Liebe Nina, wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen, Porträts zu malen?

 

NINA LANG: Mich fasziniert die Körpersprache bei Menschen und Tieren. Bei der Porträtmalerei begebe ich mich quasi auf Spurensuche und kann anhand von Details oder kleinen Gesten das ganze Wesen einfangen. Ich liebe an meiner Arbeit, dass ich ganz genau hinschauen muss und dabei immer Neues entdecke.

 

 

HG: Wie kannst Du bei einem Porträt Deine eigene Handschrift einbauen? Wie viel Spielraum erlaubst Du Dir?

 

NL: Die Physiognomie versuche ich so präzise wie möglich zu erfassen. Freiraum lasse ich mir im Pinselstrich und Farbauftrag: ob fein oder pastös, flüchtig oder aufmerksam, oder wie und welche Farbtöne ich nebeneinander platziere. Für die richtige Stimmung des Porträts spielt die Wahl der Hintergrundfarbe eine größere Rolle, als man vermuten würde.

 

 

HG: Wer sind Deine Kunden?

 

NL: Meine Bilder werden gerne zu besonderen Anlässen verschenkt. Es kommen vorwiegend Partner, Ehemänner, Freunde, Mütter, (erwachsene) Kinder und Großeltern. Hunde- und Pferdefreunde schenken sich die Bilder häufig einfach selbst. So oder so, die Reaktion ist immer positiv. Manche sind auch zu Tränen gerührt, was mich natürlich sehr freut.


HG: Ja, ich kann mir vorstellen, dass die Enthüllung ein bewegender Moment ist. Danke Dir für den kleinen Einblick in Deine Arbeit.

PERSÖNLICHE GESPRÄCHE.

Während Nina Lang sich wieder ihrem aktuellen Auftrag widmet, fassen wir für Sie noch die wichtigsten Fakten zusammen: Ein Porträt von Nina Lang startet meist mit einem persönlichen Gespräch und einer Auswahl an Fotos, die Sie ihr zukommen lassen, wenn Sie keine persönliche Sitzung buchen wollen. Nina Lang erstellt einen Entwurf oder Entwürfe Ihres Porträts und wenn beide Parteien glücklich sind, wird das Bild in 4 - 8 Wochen gemalt. Preise starten ab 320 Euro.

 

Mehr zu Nina Lang und ihren Porträts finden Sie hier: www.ninalang.art